Zeit zählt nur, wo Geformtes aufeinandertrifft. Sie ist Ausdruck der Veränderungen, die das Aufeinandertreffen geformter Strukturen bewirkt. Wo es keine Strukturen gibt, die sich verändern könnten, gibt es keine Zeit. Sein liegt in der Zeit, Seinkönnen nicht.
Die Wirklichkeit besteht aus zwei Ebenen: der des Geformten und der des Formlosen. Der Mensch lebt auf der Ebene des Geformten. Auf der Ebene des Formlosen ist das zum Menschen Geformte jenseits von Leben und Tod.
Die Ebene des Geformten bildet das Diesseits der Erfahrung. Es besteht aus der Begegnung begrenzter Strukturen, denen durch die Grenzen ihres Soseins eine Existenz zukommt, aus der heraus sie wechselseitig aufeinander einwirken.
Die Ebene des Formlosen bildet das Jenseits der Erfahrung. Im Jenseits der Erfahrung gelten die Begrenzungen diesseitiger Strukturen nicht. Dort verschmilzt die Existenz begrenzter Strukturen in ein vor-existentes Feld grenzenloser Möglichkeit. Möglichkeit ist das Wesen des Seins. Verwirklichte Möglichkeit ist das Wesen der Existenz.
Zum Geformten gehört, was voneinander unterschieden werden kann und als Objekt der Betrachtung beschreibbar ist. Unterscheidbar und als Objekte der Betrachtung erkennbar sind:
Auf das Formlose sind Rückschlüsse möglich; zum Beispiel durch Akte der Logik. Es ist jedoch nicht als Objekt der Betrachtung erkennbar. Es ist vielmehr das Subjekt des Betrachteten.
Im Formlosen gibt es keine Unterscheidungen. Das Formlose ist folglich nicht beschreibbar. Wäre es das, hätte es bereits eine Form und unterscheidbare Strukturen, die der Betrachtung prinzipiell zugänglich wären. Beschreibt man es dennoch, dann im Wissen, dass die Beschreibung das Beschriebene grundsätzlich verfehlt und nur als Entwurf zu werten ist.
Das Formlose entspricht der Möglichkeit, sich in Unterscheidbares zu verwirklichen. Da Tatsächliches nur tatsächlich sein kann, wenn es möglich ist, ist die unentschiedene Möglichkeit Ursprung und Grundlage des Verwirklichten.
Obwohl Möglichkeiten des Formlosen womöglich nicht verwirklicht sind, ist die Wirkkraft der Wirklichkeit im Formlosen verankert und nicht im Verwirklichten selbst. Das Formlose liegt dem Geformten zugrunde. Es ist wirklicher als das Verwirklichte. Aus seiner Sicht erscheint die Wirklichkeit des Verwirklichten austauschbar. Sie ist somit nachgeordnet.
Der Wunsch gesehen zu werden, geht jedoch tiefer. Er entspringt der dualen Struktur der Wirklichkeit. Die duale Ebene der Wirklichkeit ist in Subjekt und Objekte gespalten. Das Subjekt sieht. Objekte werden gesehen. Sobald sich das Subjekt zum lebenden Objekt verwirklicht, erlebt es dessen Wesen subjektiv. Das Objekt ist ein Gegenstand. Gegenüber dem Subjekt kommt es zum Stehen. Das Subjekt ist Fürstand. Aus der Eigenschaft des Objekts, nämlich gesehen zu werden, wird ein Anliegen des Subjekts: Es will dem Objekt, als das es erscheint, Beachtung verschaffen. Es kann sich selbst beachten oder erwarten, dass andere es tun. Beachtet es sich, erfüllt es das Wesen der Wirklichkeit, deren Ausdruck es ist.
Geformtes und Formloses sind keine getrennten Welten. Es liegt im Wesen des Formlosen unbegrenzt zu sein und somit nicht an den Grenzen des Geformten zu enden. Daher liegt allem Geformten das Formlose inne.
Formen sind umso geformter, je komplexer sie sind. Je komplexer Formen sind, desto mehr wird das Formlose überlagert.
Ein Objekt geringer Komplexität ist ein Würfel aus Eisen. Seine Struktur ist leicht zu begreifen.
Ein Objekt hoher Komplexität ist ein Rasterelektronenmikroskop. Seine Struktur ist schwer zu verstehen.
Eine Vorstellung geringer Komplexität sagt: Treue ist gut, Untreue ist böse. Innerhalb dieser Vorstellung kann man mühelos urteilen.
Eine Vorstellung höherer Komplexität sagt: Es gibt Situationen, in denen Untreue gut ist. Die Orientierung in Vorstellungen höherer Komplexität erfordert mehr Energie.
Das bewusste Erleben ist ein Wechselspiel zwischen Formwerdung und Entformung. Bewusstsein...
Beispiel
Durch die Erstellung dieser Webseite wird eine Form hervorgebracht. Um die Form hervorzubringen, muss sich der Autor in das Thema einfühlen und eindenken. Dabei passt sich sein Verstand an die Formvorgabe der Wirklichkeit an, um sie abzutasten. Die Komplexität des Formeinfühlungsvermögens wird durch die Komplexität jener Körperstrukturen begrenzt, die dem Autor als Vorleistung der Wirklichkeit vorgegeben sind. Die Einfühlung in die erforschte Form selbst ist eine Eigenleistung der Psyche. Das Ergebnis ist Gabe der Wirklichkeit.
Alle Elemente der diesseitigen Wirklichkeit sind Formen. Jede bewusste Begegnung mit einer Form erfordert eine Einformung des Bewusstseins und damit im Grundsatz eine Verformung, die den formlosen Seinspol des Bewusstseins in ein begrenztes Sosein herabsetzt.
Ermüdung
Jeder Gedanke ist eine Struktur, die die Wirklichkeit abzutasten, nachzubilden, darzustellen oder zu formen versucht. Je komplexer gedankliche Formen sind, desto mehr Energie braucht man, um sie zu bilden. Die Erstellung gedanklicher Formen ermüdet das Bewusstsein. Ermüdung ist eine Kraft, die das Bewusstsein in die ursprüngliche Formlosigkeit zurückführt.
Die tiefste Schicht des Bewusstseins reicht bis ins Formlose. Jede Einformung des Bewusstseins ist eine Preisgabe seines eigentlichen Wesens. Jede Preisgabe ruft seelische Kräfte auf den Plan, die das Bewusstsein in sein ursprüngliches Wesen zurückführen. Um gesund zu bleiben, braucht das Bewusstsein Entformung.
Einformungen, die allfällige Begegnungen mit den Formen der Wirklichkeit nach sich ziehen, kosten Energie. Sie wird durch eine Anspannung bereitgestellt, die der Grundtendenz des Bewusstseins, nämlich in den spannungsfreien Zustand formloser Unentschiedenheit zurückzukehren, entgegenwirkt.
Im gesunden Funktionsmodus werden periodische Entformungen herbeigeführt oder Zustände geringer Geformtheit angestrebt, durch die sich das Bewusstsein dem formlosen Pol zumindest nähert. Bleibt Entformung aus, kommt es zu seelischen Problemen. Zu nennen sind...
In letzter Konsequenz droht sogar der Tod. Es ist bekannt, dass man vollständigen Schlafentzug nicht lange überleben kann.
Die notwendige Entformung des Bewusstseins kann durch verschiedene Faktoren verhindert werden:
Von all diesen Faktoren kann ein überschießender Druck ausgehen, Formen zu bilden bzw. Formen zu bewahren. Tatsächlich greifen die Faktoren ineinander und verstärken sich wechselseitig. Das individuelle Umfeld kann einen Druck ausüben, der dazu führt, dass eine überwertige Bereitschaft zur Formbildung verinnerlicht wird. Die wachsende technologische Komplexität verstärkt gesellschaftliche Impulse zur Überregulierung individueller Verhaltensmöglichkeiten. Überregulierung zwingt das Individuum, sich ständig auf die Erfüllung von Formvorgaben auszurichten.
Bei der posttraumatischen Belastungsstörung kann es zu einer pathologischen Hypervigilanz kommen. Der Patient ist überwach, als halte er ständig Ausschau nach neuer Gefahr, die er rechtzeitig erkennen will. Statt im Tiefschlaf Abstand zum Trauma zu gewinnen, bleibt sein Organismus überreizt.
Das Selbstbild ist Form und Vorgabe zugleich. Es sagt: Ich bin so und nicht anders oder Ich sollte so und so sein. Je stärker sich das Ich mit einem bestimmten Selbstbild identifiziert, desto mehr Druck übt es auf sich aus, genau diese Form zu verwirklichen. Oft ist das Ich so damit beschäftigt, dem Selbstbild zu entsprechen, dass es kaum davon ablassen kann. Im Bemühen, Form zu sein, vergisst es, dass sein wahres Wesen formlos ist.
Menschen haben zwei große Laster:
Das erste Laster ist Sünde wider sich selbst, das zweite führt dazu, dass menschliche Kommunikation zu Manipulation verkommt. Der Eine will nicht sehen, wie der Andere ist. Er will ihn dazu bringen, so und nicht anders zu sein.
Wer sich nicht gegen den Druck der anderen abzugrenzen wagt, muss sich stets darum bemühen, genau die Form einzunehmen, die ihm das Umfeld vorschreibt. Der Weg zum formlosen Pol wird vom Anpassungsdruck der vorgegebenen Form blockiert.
Neuerdings fördert die Firma den Teamgeist durch Grillfeste. Dabei ist die Teilnahme aller Kollegen erwünscht. Amelie hat sich noch nie für Partys erwärmt. Soll sie die Vorgabe erfüllen? Oder findet sie den Mut, sich der geforderten Form zu entziehen. Darüber grübelt sie bis tief in die Nacht. Der Schlaf will nicht kommen.
Wer sich im Gegensatz dazu abzugrenzen wagt, versteift sich im Trotz nicht selten auf eine Position, die eher dem blanken Widerspruch gegen die Übergriffe der anderen dient, als dem authentischen Interesse des eigenen Selbst. Selbst wenn die Position den persönlichen Interessen entspricht, führt Druck von außen zu einer Versteifung, die das Entwicklungspotenzial einzuschränken droht.
Adrian war bei Grillfesten schon immer dabei. Sich von der Firma dazu abkommandieren zu lassen, kommt für ihn jedoch nicht in die Tüte. Dass es der Firma um den Umsatz geht und nicht um das Wohl der Belegschaft, sieht doch jeder Blinde mit Krückstock. Parallel zur Einführung der Grillfeste wurde die Personaldecke um 10 % gekürzt.
Einst hatte sich Europa auf den Weg gemacht, den Einzelnen freizusetzen. Seitdem ein Teil davon verwirklicht ist, wendet sich sein Eifer gegenläufigen Zielen zu: alles zu reglementieren, was man reglementieren könnte. Europas Eifer entspringt der Illusion, man könne von allem immer mehr und alles gleichzeitig bekommen. Nachdem es die Grenzen der Freiheit erweitert hat, sucht es jetzt nach Sicherheit. Die Freiheit ist ihm nicht mehr geheuer.
Freiheit und Entwertung
Das eigentliche Wesen des Menschen liegt nicht in dieser oder jener Form. Es liegt in einer Subjektivität, die Formen selbstbestimmt wählen und aufgeben kann. Je mehr Vorgaben der Mensch zu erfüllen hat, desto mehr wird er zu einem Objekt herabgesetzt.
Zunehmend wird der Einzelne mit gesellschaftlichen Formvorgaben konfrontiert, die seine Freiheit beengen. Resultat sind Unterwerfung unter die Vorgabenflut, steigender Anpassungsdruck, Ablenkung vom eigenen Wesenskern, Orientierung an Welt und Äußerlichkeit oder trotzige Versteifungen gegen alles, was von außen kommt. Im Wahn, dass man durch Gesetz und Verordnung alles verbessern kann, setzt Europa seinen größten Schatz aufs Spiel: die Anerkennung des Individuums als Souverän seiner selbst. Leben ist kein Gerinnen in Struktur. Es ist die Freiheit, in selbstgewählte Formen einzufließen.
Europas achtloser Umgang mit dem Schatz seiner Freiheit ist kein Wunder: Geheuer geht auf ein altgermanisches Adjektiv zurück. Geheuer heißt eigentlich zur Hausgemeinschaft gehörig. Es ist mit den hei- in Heirat verwandt. Europa sucht den sicheren Hafen einer Ehe, in dem es sich vor der Freiheit nicht mehr fürchten muss.
1970 beherrschte ein Taschenrechner von Texas Instruments vier Grundrechenarten. Trotzdem war er eine Sensation. Noch früher benutzte man zum Rechnen Finger.
Heute sind wir von einem technologischen Kosmos umzingelt, dessen Gebrauchsanweisung 14 Blopsiebyte Speicherplatz belegt. Die Auseinandersetzung mit den Ausläufern dieser Komplexität, die sich ins Leben eines jeden erstreckt, der das Dschungelcamp seiner indigenen Vorfahren hinter sich gelassen hat, zwingt das Bewusstsein in verschachtelte kognitive Formen, aus denen es nur dann noch nach Hause findet, wenn es als seinen Gott nicht die Komplexität, sondern die formlose Einheit anerkennt, die allem zugrunde liegt.
Nachdem das verwendete Rechenprogramm beim Versuch, die erforderlichen Blopsiebytes sekundengenau zu ermitteln, ein Burn-out bekam, schlug es vor, die Ausgabe des Schätzwerts auf 16 Stellen zu begrenzen und es dem geneigten Leser anheimzustellen, den Wert solange mit Zehnerpotenzen zu multiplizieren, wie es seiner Vorstellung eines Blopsiebytes entspricht.
Entformung kann durch Methoden erreicht werden, deren positive Komponente von problematischen Nebenwirkungen überlagert wird. Zwei häufig angewandte Methoden sind...
Die meisten Suchtmittel vereinfachen die aktuelle Struktur des Bewusstseins. Sie verengen den Bewusstseinshorizont, indem sie den Blick auf die Formenvielfalt der Welt reduzieren und den erlebten Anpassungsdruck an Formen vermindern. Der Betrunkene entzieht sich der Formbarkeit, indem er sein Differenzierungsvermögen ebenso betäubt wie seinen Eifer, sich Vorgaben anzupassen. Er lähmt die Fähigkeit des Bewusstseins, komplexe Formen zu bilden. Wenn er genug getrunken hat, schläft er ein.
Durch die Übernahme einfacher Weltbilder entbindet man sich von den Mühen einer differenzierten Betrachtung der Wirklichkeit. Da das Formlose einfach ist, ist man als Träger vereinfachter Weltbilder dem Formlosen näher; jedoch zu einem Preis: Einfache Weltbilder üben Anpassungsdruck aus. Sie geben vor, eindeutig zu wissen, was Gut und Böse sind, was sein darf und was nicht. Dadurch fesseln sie ihre Vertreter erst recht an eine bestimmte Form, der man, gerade weil sie so einfach ist, umso schwerer in Richtung echter Formlosigkeit entkommen kann.
Tiefschlaf ist das angeborene Werkzeug des Organismus um das Ich-Bewusstsein periodisch zu entformen. Die Methode ist gründlich. Dabei erlischt nicht nur die Bildung gedanklicher Konstrukte. Auch Gefühle, Impulse und Sinneswahrnehmungen verdampfen gemeinsam mit dem Gewahrsein des persönlichen Daseins ins Nirvana vor-existenter Möglichkeit. Wie gut die Entformung der Seele tut, erlebt sie, sobald sie mit wiederbelebtem Antrieb erwacht. Wie übel es ist, sich nicht entformen zu können, erlebt jeder Schlaflose, der von den gedanklichen Formen im Kopf nicht ablassen kann. Gedanken im Kopf machen dem Schlaflosen das Leben zur Hölle. Im Tiefschlaf ist man jeder Hölle entkommen.
Das moderne Leben wird immer komplizierter. Je komplizierter es wird, desto mehr Oberflächen, Formen und Strukturen bietet es an, denen man sich kognitiv und emotional anzupassen hat: um sie zu verstehen, um sie zu steuern oder um die Fremdbestimmung abzuwehren, die von ihnen ausgeht.
Ein wichtiges Mittel, um sich vor übermäßiger Erfordernis zur Formbildung zu schützen, ist die aktive Vereinfachung des Lebens. Das einfache Leben ist eine Daseinsform, die die Entfernung des Menschen von seinem Wesenskern verringert.
Meditation ist eine systematische Methode der Entformung. Sie dient ursprünglich spirituellen Zwecken, kann in abgewandelter Form, zum Beispiel als Autogenes Training, aber auch als psychiatrisches Heilmittel eingesetzt werden.
Zur zentralen Technik der Kontemplation gehört die Ausschau nach dem leeren Raum, in dem geformte Bewusstseinsinhalte auftauchen. Konkreten (lateinisch concrescere = zusammenwachsen, sich verdichten) Inhalten weniger Beachtung zu schenken, als dem Hintergrund, der ihr Auftauchen ermöglicht, befreit die Seele von der Bündelung auf dies oder das. Es richtet den Blick vom Kleinen auf ein jenseits jeder Größe.
Themenfelder der Vereinfachung
Vieles, was vielschichtig ist, kann vereinfacht werden. Anderes mag einfach sein. Seine schiere Menge steigert aber die Komplexität.
Man kann sich daher fragen:
Das grundsätzliche Hindernis heilender Entformung liegt in der Bereitschaft zur pathogenen Einformung. Potenziell pathogen ist eine Einformung, wenn sie nicht im Bewusstsein ihrer Vorläufigkeit geschieht und als Mittel momentaner Situationsbewältigung verstanden wird, sondern zur fixierten Identifikation mit einem objektiven Kriterium führt.
Der Repräsentant des absoluten Selbst im Menschen ist das Subjekt. Das Subjekt hat, im Gegensatz zu den Objekten, keine feste Eigenschaft. Es ist nicht so oder so. Es kann so oder so sein... oder eben anders. Weil dem Subjekt Eigenschaften fehlen, und es aus reinem Vermögen besteht, kann es nicht als abgespaltenes Gegenüber wahrgenommen werden. Das führt dazu, dass der Mensch sich, bei der Frage nach sich selbst, mit dem gleichsetzt, was er wahrnehmen kann: also mit objektiven Strukturen, die, weil sie mit Eigenschaften behaftet sind, erkannt werden können.
Der basalen Identifikation mit der Person folgt ein Spektrum nachgeordneter Identifikationen mit konkreten Qualitäten. Als Person will ich so und so sein und meine, so und so handeln zu sollen, um als gut zu gelten. Jede Identifikation mit einer solchen Qualität und jede Ausrichtung des Handelns an einem Soll ist eine Einformung, die das Subjekt von sich selbst ins Konkrete entfernt.
Tatsächlich ist das Subjekt jenseits jeder festgelegten Form mit sich selbst identisch. Es neigt jedoch dazu, sich mit Formen zu identifizieren, weil es dann zu wissen glaubt, woran es sich halten kann. Das gibt ihm ein Gefühl vorläufiger Sicherheit. Im Regelfall setzt der Mensch sich mit der Person gleich, als deren substanzielle Basis er den Körper deutet.
Das Selbst wird aus wechselnden Formen freigesetzt, wenn es sie als bloße Form erkennt und sich von ihnen lossagt.
Das tägliche Leben ist vom Bemühen durchsetzt, bestimmte Formen einzuhalten. Das muss kein Nachteil sein. Form ist Schlüssel. Wenn er passt, öffnet er Türen. Wer sich aber mit bestimmten Schlüsseln gleichsetzt, weil er meint, sie und nur sie zu sein, dem bleiben Türen verschlossen, auf die die ausgewählten Schlüssel nicht passen. Wer nicht hinter manchen Türen haltmachen will, darf niemand sein, den man erkennen könnte.
Denken Sie also daran: Sie sind, was über allen Formen steht und jeder Form zugrunde liegt. Sie sind kein Schlüssel, sondern der, der ihn handhaben kann. Setzen Sie sich nur dann zu etwas Erkennbarem herab, wenn Ihnen klar bleibt, dass Sie das Erkennbare nicht sind.