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Paranoide Verhaltensmuster: normale Beimischung

Ein bisschen Misstrauen ist da schon. Aber es hält sich im üblichen Rahmen. Meist meint man ja, paranoide Sichtweisen seien etwas seltenes. Man meint, sie kämen nur bei sehr kranken Menschen vor, bei denen, die unter Psychosen litten oder unter einer paranoiden Persönlichkeitsstörung; und der Durch­schnitts­bürger sei nicht betroffen. Sieht man genauer hin, erkennt man, dass fast jeder leicht paranoide Muster einsetzt.

Sehr verbreitet ist auch bei uns Normalen die Projektion negativer Selbstanteile auf andere. Je weiter die anderen weg sind, desto leichter fällt es, ihnen Schlechtigkeiten zu unterstellen. Meist tun wir das, wenn wir unser Selbstwertgefühl bedroht sehen. Zum einen reinigen wir unser Selbstbild durch die Entsorgung der zweifelhaften Eigenschaft aufs Nachbargrundstück, zum anderen erzeugen wir durch die Abwertung der anderen einen verschärften Kontrast, durch den wir selbst zumindest moralisch überlegen erscheinen.

Üblich ist auch die projektive Identifikation. Statt sich einzugestehen, dass man ein Leid der eigenen Unzulänglichkeit zu verdanken hat, schiebt man die Verantwortung anderen Leuten oder allgemeinen Missständen zu. Wer dieses Abwehrmuster anwendet, unterstellt, dass anderen die Aufgabe zukommt, für sein Wohl zu sorgen. Tun sie es nicht, reagiert er mit Groll, Vorwurf und der Ansicht, dass das säumige Gegenüber als Gegner zu betrachten ist.

Vielleicht ginge es Ihnen mit weniger Vorsicht und mehr Unbefangenheit besser.

Der Begriff schlechtes Gefühl ist bereits Indiz für eine paranoide Grundtendenz. Wer ihn benutzt, misstraut der eigenen Psyche, indem er ihr unterstellt, Schlechtes hervor­zubringen. Vom Misstrauen gegenüber sich selbst bis zu dem gegenüber der Welt ist es nicht weit. Sinnvoller ist es, unerfreuliche Gefühle nicht als schlecht, sondern bloß als unangenehm zu betrachten.
Was Sie tun könnten