Der Begriff schizoaffektiv verweist auf zwei Störungsfelder, denen jeweils eigenständige Krankheitsgruppen zugeordnet sind:
Schizo benennt die Symptome der Psychosen des schizophrenen Formenkreises.
Neben dem Begriff Schizoaffektive Störung ist auch der Begriff Schizoaffektive Psychose gebräuchlich. Spricht man von einer schizoaffektiven Störung unterstellt man eine größere Nähe zu den affektiven Störungen. Spricht man von einer schizoaffektiven Psychose denkt man eher an Parallelen zur schizophrenen Psychose.
Die Symptomatik der schizoaffektiven Störungen besteht aus einer jeweils individuellen Kombination von Symptomen der Psychosen generell, der schizophrenen Psychosen im Besonderen sowie depressiver oder maniformer Auslenkungen.
Einteilung schizoaffektiver Störungen gemäß ICD-10
Name | ICD-10 | Beschreibung |
Schizoaffektive Störung, gegenwärtig manisch | F25.0 | Maniforme Symptome vermischt mit schizophrenen Symptomen |
Schizoaffektive Störung, gegenwärtig depressiv | F25.1 | Depressive Symptome vermischt mit schizophrenen Symptomen |
Gemischte schizoaffektive Störung | F25.2 | Maniforme und depressive Symptome vermischt mit schizophrenen Symptomen |
Sonstige schizoaffektive Störungen | F25.8 | Atypische Varianten |
Ein einheitliches Konzept, mit dem in der Praxis zuverlässig zwischen schizoaffektiven Störungen und artverwandten Erkrankungen unterschieden werden könnte, gibt es nicht.
Einerseits überlappen sich schizomanische bzw. schizodepressive Erkrankungen symptomatisch mit den Schizophrenien; hier besonders mit der postschizophrenen Depression. In der Regel wird man eine Erkrankung, bei der zuerst schizophrene Symptome auftreten auch dann den Schizophrenien zuordnen, wenn später zusätzliche Depressionen vorkommen. Verlässlich ist das aber nicht; denn auch die sogenannten Prodromalstadien der Schizophrenie können als unspezifische depressive Zustandsbilder erscheinen und erst später in eine eindeutig schizophrene Psychose übergehen.
Andererseits können schizomanische bzw. schizodepressive Bilder nicht immer von Depressionen oder Manien mit psychotischer Symptomatik unterschieden werden. Treten psychotische Symptome nur zeitgleich mit einer schweren Depression auf, wird man in der Regel von einer Depression mit psychotischer Symptomatik sprechen. Treten schizophreniforme Symptome auch außerhalb depressiver Phasen auf, besteht eher Verdacht auf eine schizoaffektive Störung.
Zur Therapie der schizoaffektiven Störungen gehören medikamentöse und psychotherapeutische Ansätze. Je mehr die Symptomatik die Reflektionsfähigkeit des Patienten beeinträchtigt, desto größere Bedeutung kommt einer Medikation zu. Sind akute Symptome soweit beigelegt, dass der Patient zielgerichtet über seine psychischen Erfahrungen nachdenken kann, können psychotherapeutische und verhaltenstherapeutische Methoden eingesetzt werden.
Je nach vorherrschendem Symptom erfolgt die medikamentöse Behandlung der schizoaffektiven Störungen nach denselben Prinzipien, die auch bei der Behandlung der schizophrenen Psychosen sowie depressiver oder maniformer Störungen zur Anwendung kommen. Meist werden daher Neuroleptika, Antidepressiva und gegebenenfalls Stimmungsstabilisatoren miteinander kombiniert.
Unrealistische Vorstellungen über die Realität im Allgemeinen sowie über sich selbst und zwischenmenschliche Beziehungen im Besonderen spielen bei vielen Erkrankten eine maßgebliche Rolle bei der Auslösung von Krankheitsschüben. Die therapeutische Arbeit an pathogenen Beziehungsmustern ist daher ein wichtiger Baustein zur Stabilisierung. Schizoaffektive Patienten sind oft in schwierige Beziehungen verstrickt. Da die Symptomatik dabei sowohl Ursache als auch Folge der Verstrickung ist, bedarf es oft beharrlicher Arbeit am Detail um pathogene Muster aufzulösen.