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Seele und Gesundheit |
Ordnen Sie das Subjekt nur dann Objekten unter, wenn es notwendig ist.
Die Welt, die uns zugänglich ist, besteht aus zwei Polen: dem Subjekt und den zehn Millionen Objekten. Gelitten oder Glück empfunden wird ausschließlich durch das Subjekt. In der Regel meint es, Objekte oder objektive Tatbestände seien unverzichtbar, damit es statt zu leiden glücklich sein kann. Teils ist das so, meist aber nicht.
Glück und Freiheit sind dasselbe. Jedes Mal, wenn sich das Subjekt Objektivem unterwirft, vermindert es genau die Freiheit, die es als Glück empfinden könnte.
Machen Sie Inventur: Welchen Meistern dienen Sie; im Glauben, dafür belohnt zu werden? Wäre es nicht besser, sich aus den Diensten so mancher zu entlassen?
Viele glauben, ohne Smartphone als ständigen Begleiter könne man das Haus nicht verlassen. Verbreitet wird über grassierende Smartphone-Sucht geklagt. Die Handyabhängigkeit hat es zu einem Artikel auf Wikipedia gebracht.
Wie alle Süchte kann man auch die Smartphone-Sucht als komplexen Abwehrmechanismus verstehen. Aufgabe der Abwehrmechanismen ist die Kontrolle gefürchteter Ängste. Welche Rolle spielt dabei das Smartphone?
Dank des Smartphones kann man jederzeit und überall Kontakt zu Familie, Freunden und Bekannten aufnehmen. Irgendwo ganz allein auf sich gestellt zu sein, wird fast unmöglich.
Ich habe Zugang zu allem. Ich stehe stets in Verbindung. Meine Welt reagiert auf Knopfdruck. Das Smartphone befriedigt beide Bedürfnisse des Psychologischen Grundkonflikts. Indem man stets in Verbindung bleibt, fühlt man sich zugehörig. Dass die Welt sich über Buttons steuern lässt, fühlt sich so an, als könne man über sich selbst bestimmen. Solange das so bleibt, brauche ich mich nicht zu fürchten. Die Smartphone-Sucht ist die Kompensation einer untergründigen Angststörung.
Das lateinische Wort für Gast = hospes ist mit dem für Fremdling und Feind = hostis verwandt. Das erstaunt ebenso wie es logisch ist. Als Gast betritt man ein Haus, wenn man nicht zum engsten Kreis derer gehört, die darin wohnen. Selbst wenn der Gast ein guter Freund ist, gehört er aus Sicht der gastgebenden Gemeinschaft nur relativ dazu. Insofern bleibt er fremd. Fremd geht auf althochdeutsch fram = weiter weg, entfernt zurück.
Doch was hat der Gast mit dem Feind zu tun? Zweierlei:
Liebe geht durch den Magen. Feinde können zu Gästen werden, wenn man sie bewirtet. Vor derart gezähmten Feinden braucht man sich weniger zu fürchten, als wenn ihr Hunger sie ungestillt plagt.
Wer Fremde zu sich einlädt, sollte sich darüber Gedanken machen, ob das, was er aus seiner Speisekammer verschenken will, auf Dauer dem Appetit seiner Gäste genügen wird. Wenn nicht, sind Feindseligkeiten vorprogrammiert. Am Ende gewinnen oft die Gäste.
Kleine Kunst schmeichelt dem Ego des Künstlers. Große Kunst stellt Wirklichkeit dar. Sehr große Kunst sprengt die Vorstellung, dass die Wirklichkeit dargestellt werden kann.
Wie kann man den Begriff Zivilisation definieren? Bei einer Zivilisation handelt es sich um das soziale Gefüge einer großen Zahl von Individuen, die durch ihre Interaktionen eine jeweils spezifische Kultur hervorbringen. Gefüge mit spezifischen Interaktionsmustern sind aber auch Wolfsrudel, Affenhorden, Termitenhügel und Wespennester. Trotzdem zögern wir, solche Sozialstrukturen bereits als Zivilisationen zu betrachten. Mit gutem Grund: Was den genannten Sozialstrukturen des Tierreichs nämlich fehlt, ist der Respekt vor dem Individuum. Im Umkehrschluss heißt das: Je weniger Respekt eine Kultur dem Individuum entgegenbringt und je mehr Druck sie auf es ausübt, sich an austauschbare Normen anzupassen, desto unzivilisierter ist sie.