Testergebnis

ADHS-Verhaltensmuster: deutlich ausgeprägt
Beginn in der Kindheit

Sie beschreiben Verhaltensmuster, die deutlich auf das Vorliegen einer ADHS hinweisen. Darüber hinaus erfüllen Ihre Probleme die Grundbe­dingung für die Diagnose einer ADHS:

Heute gibt es kaum noch eine Problem­familie, bei der es nicht heißt: Das Kind hat ADHS. Die Versuchung ist groß, Schuldgefühle zu bewältigen, indem man das Kind durch die Diagnose für seine Probleme allein verant­wortlich macht. Oft liegt der Schwerpunkt der Störung aber nicht beim Kind, sondern bei einem Umfeld, das kindliche Bedürfnisse unbeantwortet lässt und ihm nichts anderes bietet, als den Konsum digitaler Medien.

Digitale Medien sind für Kinder mit ADHS besonders attraktiv. Zugleich gibt es Hinweise darauf, dass Medienkonsum die Symptome verstärkt (Chaelin K. et al, Journal of the American Medical Association 2018). Der rasche Erfolg per Knopfdruck betäubt Zweifel am eigenen Können; und das Bedürfnis, so schnell wie möglich erfolgreich zu sein, ist eine grundlegende Triebfeder, die das typische Verhalten der ADHS verursacht.

Weicht das Kind vor den Hürden des Alltags in virtuelle Welten aus, vermindert das aber die Chance, langfristig Erfolge zu erzielen, von denen es wirklich etwas hat. Virtuell kommt es voran. Analog fällt es zurück. Minderwertigkeitsgefühle wachsen, der Hunger nach raschen Erfolgen ebenso.


Wohlgemerkt

Schwierige Eltern, also solche, denen die Erfüllung ihrer elterlichen Aufgaben nicht im Einklang mit sich selbst gelingt, können als sekundäre Risikofaktoren für die Entwicklung einer ADHS bei ihren Kindern genannt werden. Mit Schuldzuweisungen sollte man aber vorsichtig sein. Zum einen kommen Kinder mit sehr unterschiedlichen Temperamenten zur Welt. Die einen fordern unentwegt, andere sind ruhige Vertreter. Zum anderen ist es wirklich schwer, angesichts eines unruhigen Kindes Tag und Nacht im Einklang mit sich selbst zu sein.

Die primäre Ursache der ADHS scheint in einer überdurchschnitt­lichen Ablenk­barkeit durch äußere und innere Reize zu liegen. Womöglich galten Sie in der Schule, oder sogar schon davor, als schwieriges Kind, als Unruheherd und Zappelphilipp. Sollten Sie seitdem Probleme haben...

... könnte das an einer primären Störung der Aufmerksamkeit liegen. Vermutlich neigen Sie dann auch dazu, fünf Projekte gleichzeitig zu beginnen, aber keines davon zu Ende zu führen. Auf Störungen und Hindernisse reagieren Sie ungeduldig und unüberlegt, oft mit heftigen Affekten, die zu Konflikten mit dem Umfeld führen. Das kann private Beziehungen ebenso leicht zerrütten wie es im Berufsleben zu immer neuen Brüchen führt. Auch Ihre Art ein Fahrzeug im Straßenverkehr zu führen, könnte Ordnungshüter zu unerfreulichen Aktionen verleiten.

Im Kindesalter ist die ADHS oft mit komplexen Kommunikations­störungen im familiären Umfeld verwoben. Entweder wurden die Störungen durch das Aufmerksamkeitsdefizit verursacht oder die Symptome der ADHS werden durch ungünstige familiäre Bezieh­ungsmuster erst soweit verstärkt, dass sie in Erscheinung treten. Die Komplexität der Probleme führt meist dazu, dass das Umfeld an einer grund­legenden Lösung scheitert... und dankbar dafür ist, dass man das Problem durch die Diagnose ADHS optisch verkleinern kann. Nach der Diagnose kann man sagen: Das Kind braucht Medizin. Alles was zu tun notwendig erscheint, ist der Gang zu einem Arzt, der die fehlende Medizin verschreibt.

Die Aufmerksamkeitsstörung ist in den letzten Jahren in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Die folgende Grafik zeigt, wie oft der Begriff ADHS in deutschsprachigen Büchern erwähnt wird. Seit 1995 nimmt die Häufigkeit drastisch zu (Quelle: Google Books Ngram Viewer).

Das liegt gewiss auch an veränderten Anforderungen, die der Einzelne in der modernen Gesellschaft zu erfüllen hat.

Oft führt die ADHS zu einer Störung der Selbstwertregulation. Konzentrationsstörungen und Hyperaktivität ziehen in der Schule Misserfolge und negative Rückmeldungen von Seiten des Umfelds nach sich. Das kann Minderwertigkeitsgefühle hervorrufen, die im nächsten Schritt die Symptome der ADHS ihrerseits verstärken; und zwar dann, wenn der Betroffene versucht, seine Minderwertigkeitsgefühle durch rasche Erfolge auszu­gleichen und er beim hastigen Versuch, genau das zu tun, immer wieder scheitert. Nicht selten kommt dadurch ein Teufelskreis in Gang.

Vielleicht finden Sie im Kapitel ADHS unter Selbsthilfe Anregungen, wie Sie sich das Leben erleichtern können.