Möglicherweise sind Sie ein Mensch, der sich selbst und andere schnell begeistert. So schnell sich Ihre Begeisterung etwas Neuem zuwenden kann, so schnell wenden sich andere allerdings von Ihnen ab, wenn Sie Ihren Gefühlsausdruck ständig übertreiben oder Ihnen die Mittel zur Verführung ausgehen.
Vielleicht liegt jenseits Ihres Überschwangs ein Selbstwertzweifel, den Sie zu heilen versuchen, indem Sie unentwegt die Beachtung anderer auf sich ziehen. Auf Dauer hat man damit selten viel Erfolg.
Zu Ihren typischen Abwehrmechanismen zählen:
Das Bemühen um ein positives Selbstwertgefühl und gesellschaftlichen Erfolg ist die stärkste Triebkraft der Menschheit. Das persönliche Dasein ist ein vorübergehendes Phänomen, dessen Bedeutung in der Wirklichkeit gegen Null tendiert. Den Signalen seiner Bedeutungsarmut begegnet der Einzelne auf Schritt und Tritt. Ständig werden seine Wünsche missachtet und seine Pläne scheitern. Wie oft kommt es anders, als man denkt! Das begründet einen unterschwelligen, aber meist beharrlichen Selbstwertzweifel, der den Menschen umtreibt. Die histrionische Antwort auf den Selbstwertzweifel besteht aus zwei Komponenten:
Die Logik der Strategie ist offensichtlich. Sie dient der Regulation des Selbstwertgefühls. Beachtet zu werden, geht Hand in Hand mit der Vorstellung, Bedeutung zu haben. Bedeutung dämpft die Befürchtung, minderwertig zu sein. Wer viel beachtet wird, spielt eine prominente, also eine herausragende Rolle. Er ist nicht irgendwer. Er ist bemerkenswert. Durch seine Sprunghaftigkeit verhindert der histrionisch Agierende, dass er für die Zwecke anderer eingespannt wird. Wer nicht eingespannt werden kann, unterliegt auch keinem fremden Willen.
Das histrionische Rollenspiel bedient sich in krassen Fällen so lebhaft beim Kostümverleih, dass sich der Spieler beim Blick in den Spiegel selbst nicht mehr erkennt. Unerwünschtes wird wegretuschiert, Vorteilhaftes mit Signalfarben unterstrichen. Das kann so weit gehen, dass der histrionische Mensch wichtige Eigenschaften und Impulse so gründlich aus seinem Bewusstsein verdrängt, dass sich die abgespaltenen, also dissoziierten Elemente nur noch durch Konversion in eine körperliche Symbolsprache Ausdruck verschaffen können. Dann tauchen Lähmungen auf, wo eigentlich keine sind oder Anfälle ohne organische Grundlage. In seltenen Fällen geht das histrionische Muster in eine dissoziative Identitätsstörung über, bei der sich die Betroffenen in unterschiedlichen Situationen so unterschiedlich verhalten, dass man den Eindruck hat, verschiedenen Persönlichkeiten zu begegnen.
Das histrionische Muster ist mit dem narzisstischen verwandt. Bei beiden Mustern wird das Selbstwertgefühl gesteigert, indem sich ihre Anwender Beachtung verschaffen. Während sich der Narzisst jedoch ausdrücklich um bewundernde Beachtung bemüht, oder glaubt, die Bedingungen dafür seien von jeher gegeben, ist dem histrionischen Menschen die Qualität der Beachtung weniger wichtig. Hauptsache, er bekommt welche.