Zu dissozialen Verhaltensmustern neigen Sie nicht. Offensichtlich sind Sie bereit, bei der Vertretung Ihrer Interessen auf andere Rücksicht zu nehmen. Das ist auch gut so: nicht nur für andere, sondern auch für Sie selbst.
Entweder gehören Sie damit zur Mehrheit derer, die über ein ausgeglichenes Sozialverhalten verfügen oder aber sie übertreiben dabei: dann zu Ihrem eigenen Nachteil... und zum Nachteil anderer.
Wie bitte? Die Bedürfnisse anderer übermäßig zu berücksichtigen, soll zu deren Nachteil sein? Soll das etwa heißen, dass man dissoziale Anteile braucht, um als gesund zu gelten?
Nein, man braucht keine Rücksichtslosigkeit, um als gesund zu gelten. Es gibt aber ein problematisches Verhaltensmuster, das man als Gegenpol zur Dissozialität erkennen kann: das depressive Muster. Beim depressiven Muster werden die Bedürfnisse anderer derart in den Vordergrund gestellt, dass die Beziehung asymmetrisch wird. Das widerspricht nicht nur den Interessen dessen, der das Muster ausführt, es kann auch dem vordergründigen Nutznießer schaden, indem es dessen Selbstständigkeit untergräbt oder seine ständige Dankbarkeit erzwingt.
Sollten Sie beim Test auf dissoziale Muster fast immer die erste Antwort angekreuzt haben, sich also als weitgehend selbstlos beschreiben, könnte es sinnvoll sein, Ihr Verhalten auf depressive Muster zu testen. Ein Übermaß an Entgegenkommen entgleist zur Korruption. Es kann Bestechung, aber auch verdeckte Erpressung sein, oder die Flucht in eine dienende Rolle.
Immer nur der Gute zu sein, der nie und nimmer an sich denkt: Das sieht auf den ersten Blick nach einer Tugend aus, die nie und nimmer in Frage zu stellen ist. Wenn es Ihnen dabei gut geht: kein Problem. Wenn es aber statt Heiterkeit mehr Schwermut für Sie bedeutet, wäre es möglich, dass Sie sich eine Pflicht zumuten, statt von sich selbst befreit zu sein.