Sie trinken nichts. Keine schlechte Wahl. Je nachdem, welche Motive Sie dazu haben, ergibt sich für Sie ein unterschiedliches Risikoprofil.
Es gibt etliche Gründe, nichts zu trinken. Zu den häufigsten zählen Unverträglichkeit, Desinteresse, Glaubensgründe und bemühte Vermeidung.
Nicht jeder erlebt die Wirkung des Alkohols als angenehm. Das kann genetische Ursachen haben. Genetische Ursachen drücken sich durch unterschiedliche Aktivitäten von Enzymen aus. Enzyme sind spezialisierte Eiweißstoffe, die Stoffwechselprozesse beschleunigen. Beim Abbau des Alkohols sind das z.B. die Alkoholdehydrogenase (ADH) und die Acetaldehyd-Dehydrogenase 2 (ALDH2).
Wegen der unterschiedlichen Enzymaktivitäten sind die Verträglichkeiten unterschiedlich. Während Alkohol den einen entängstigt, beruhigt oder beschwingt, bereitet er dem anderen Unwohlsein. Wem es bei geringen Trinkmengen übel wird, gibt den Konsum schnell auf. Damit hat er ein Risiko, das ein ganzes Leben verderben kann, bereits umschifft.
Kaum je wird Alkohol nur wegen des Geschmacks getrunken. Den meisten Trinkern kommt es auch auf die Wirkung an. Sie wollen die Qualität ihres Bewusstseins verändern. Wer die Qualität des Ich-Erlebens durch chemische Substanzen verändern will, ist mit der spontanen Befindlichkeit nicht im Reinen; zumindest nicht so, dass er sie akzeptiert, wie sie ist.
Für viele Menschen ist die chemische Veränderung des Ich-Erlebens keine Option. Sie leben abstinent, weil....
Alkohol ist auch eine Glaubensfrage. Da und dort gilt Abstinenz als religiöses Gebot. Dieses Gebot hat Millionen Menschen Kopfschmerz, Stumpfheit, brutale Enthemmung und Siechtum erspart. Es hat also erfreuliche Folgen.
Ist Abstinenz aber Resultat einer äußeren Regel, der man sich zu unterwerfen hat, gerät man mit einem seelischen Grundbedürfnis in Konflikt: dem, über sich selbst zu bestimmen. Abstinenz als Gehorsamsakt hat Nebenwirkungen, weil bloßer Gehorsam den Menschen unmündig hält. Außerdem ist sie nur solange garantiert, wie man dem Gesamtpaket, in das das Abstinenzgebot verschnürt ist, glauben kann.
Grundlagen der Abstinenz
Physiologisch | |
Unverträglichkeit | Körperlich bedingtes Unwohlsein durch Stoffwechselvariante |
Psychologisch | |
Desinteresse | Wertschätzung des Gegebenen |
Weltanschauliche Gründe | Gehorsam, Angst vor Strafe |
Vermeidung | Angst vor schädlichen Folgen |
Viele wünschen sich Alkohol als ständigen Tröster, der sie wie eine wärmende Mutter durchs Leben führt. Wenn der Tröster bloß nicht so viele dunkle Seiten hätte. Wer mit den dunklen Seiten eingehend Bekanntschaft macht, hört entweder auf zu trinken oder nimmt seinen Untergang in Kauf.
Konsumvermeidung obwohl man eigentlich konsumieren möchte, gerät für viele zu einem Kampf gegen Wünsche, Sehnsüchte und Begierden, der so oft verlorengeht, bis der Alkohol das ganze Leben verwüstet hat. Diesen Kreislauf zu verlassen, gelingt am besten dem, der den Mut hat, sich selbst wertzuschätzen. Sich wertzuschätzen heißt, sein Leben anzunehmen, wie es ist.
Alkoholabstinenz selbst ist kein Risiko. Die Motive, die dazu führen sind es unter Umständen aber doch. Folgende Tabelle zeigt mögliche Risiken auf.
Abstinenzgründe und Gefahrenpotenzial
Unverträglichkeit | Wahl anderer, möglicherweise noch gefährlicherer Suchtmittel |
Desinteresse | kein Risiko |
weltanschauliche Gründe | Einschränkung der persönlichen Entwicklungsfähigkeit durch pathogene Gehorsamsbereitschaft |
Vermeidung | Rückfallgefahr mit potenziell überschießendem Konsum nach langer Abstinenzphase |