Einiges spricht dafür, dass Ihr Verhalten leichte ADHS-Merkmale aufweist. Außerdem erfüllen Ihre Angaben die Grundbedingung für die Diagnose der ADHS: dass die Probleme bereits in der Kindheit oder im Jugendalter begonnen haben.
Allerdings ist Folgendes zu bedenken:
Die Übergänge zwischen problematisch und normal sind auch bei der ADHS fließend. Bloß weil Sie womöglich begeisterungsfähig, lebhaft, impulsiv, temperamentvoll und kein Großmeister von Ordnung, Disziplin und Planbarkeit sind, heißt das noch lange nicht, dass Ihre Muster krankhaft wären. Nicht jeder muss seinen Tagesablauf so präzise durchstrukturieren wie Immanuel Kant, von dem es heißt, seine Zeitgenossen hätten die Uhr nach ihm gestellt. Wenn seine Schritte Höhe Prinzessinstraße 17 in Königsberg zu hören waren, sei das auf die Minute genau zu einer Uhrzeit gewesen, die nie von der Uhrzeit des Vortages abwich. Und für den Rhythmus seiner Schritte hat dann wohl das gleiche gegolten.
Gerade die ADHS zeigt viele Überlappungen zu anderen seelischen Störungen. Falls Sie mit Ihren Verhaltensmustern hadern und im ADHS-Test so viele Punkte gesammelt haben um auf diese Seite zu kommen (mindestens 11 von 30), könnte es durchaus sein, dass Ihr Problem woanders liegt. Zu Störungen der Aufmerksamkeit und der Impulskontrolle kann es primär kommen. Dann spricht man von ADHS. Oder aber sie sind Folge anderer Probleme.
Nur wenn klar ist, dass deutliche Störungen der Aufmerksamkeit, der Impulskontrolle und der Fähigkeit, sich reibungsarm in soziale Umgebungen einzufügen, durchgehend seit der Kindheit vorliegen, verdichten sich die Hinweise auf eine ADHS. Nur wenn Sie unter den Folgen Ihres Verhaltensmusters spürbar leiden, macht es Sinn, eine psychiatrische Diagnose zu stellen.
Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass man Ihren Problemen die Diagnose einer ADHS zuordnen könnte, finden Sie im Kapitel über die ADHS unter dem Stichpunkt Selbsthilfe vielleicht ein paar Anregungen, die Ihnen nützlich sein könnten.