Bei dem, was Sie tun, spielt die Furcht vor der Zurückweisung durch andere eine gewisse Rolle. Es kommt vor, dass Sie Ihren eigenen Impulsen nicht trauen und sich eher daran orientieren, wie andere Sie einschätzen könnten. Das führt dazu, dass Sie gelegentlich aus Angst vor einer Blamage auf eine soziale Rolle verzichten, die Sie ohne Angst für sich in Anspruch nähmen. Insofern ist Ihrem Verhalten eine Prise sozialphobischer Zurückhaltung beigemischt; jedoch nicht so, dass man Ihnen eine echte Phobie zuordnen würde.
Das Grundmuster der Sozialen Phobie besteht aus dreierlei:
einem überwertigen Interesse daran, von anderen positiv beurteilt zu werden
überschießenden Schamgefühlen, wenn man vor anderen versagt
einer Tendenz, Situationen aus dem Weg zu gehen, in denen man sich einer Beurteilung aussetzt und fürchten muss, dabei Missachtung zu ernten
Die überwiegende Mehrzahl der Menschen vertraut keineswegs nur dem eigenen Urteil und den eigenen Impulsen; ungeachtet dessen, ob die Taten, die den Impulsen folgen, von anderen begrüßt werden oder nicht. Die Mehrzahl legt dem Werturteil anderer eine merkliche Bedeutung bei, sodass jeder Kommunikationsimpuls durch einen unbewussten Filter geht, dessen Maschenweite durch zwei Fragen bestimmt wird:
Der unbewusste Filter, in dessen Maschen der eine oder andere Impuls hängen bleibt, macht auch den normalen Menschen je nach Lage der Dinge für eine unterschwellige sozialphobische Vermeidungsbereitschaft anfällig.
Normale Beimischung?
Man kann fragen, ob eine Beimischung sozialphobischer Bereitschaft als normal betrachtet werden kann. Eine Antwort darauf lautet: Eher ja als nein.
Die biologische Verhaltensforschung teilt die Mitglieder hierarchischer Tiergemeinschaften in Alpha-, Beta- und Omega-Charaktere ein. Vermutlich ist auch im Menschen ein tierisches Erbe lebendig, was dazu führt, dass die Mehrzahl von ihrer Wesensart her nicht zum Kampf um eine Führungsposition neigt. Solange solche Nicht-Alpha-Charaktere keine Führung übernehmen müssen, schlummert ihre Scheu vor sozialer Exposition bedeutungslos im Unbewussten. Sie bleibt unterschwellig beigemischt... und zeigt sich nur, wenn der gewohnte Rahmen der kommunikativen Freiheit plötzlich überfordert wird. So wäre es den meisten Besuchern einer Theatervorstellung nicht geheuer, würde man sie unerwartet auf die Bühne bitten.
Achten Sie auf leichte Vermeidungstendenzen.
Spüren Sie den Ängsten nach, die hinter dem Vermeiden ungewohnter Rollen stehen.
Auch bei sozialphobischen Ängsten geht es vor allem um den Schutz des Selbstwertgefühls. Das Risiko, negativ bewertet zu werden, sobald man sich persönlich exponiert, droht schlummernde Minderwertigkeitsgefühle wachzurufen. Da sich niemand gerne minderwertig fühlt, vermeidet so mancher die Gefahr, es zu bemerken.