Wahrscheinlich wurden auch Sie schon von den Bedürfnissen anderer bedrängt und haben erst hinterher bemerkt, dass Sie am eigenen Interesse vorbei über sich verfügen ließen. Das hat Sie zurückhaltender gemacht, aber nicht so, als dass Ihre Vorsicht Sie im Leben massiv behindern würde. Sie sind in der Lage, unbefangen an Gemeinschaften teilzunehmen, ohne dass eine auffallende Sprödigkeit den Kontakt zum Umfeld drosselt.
Es hängt allerdings auch von der Art der Gemeinschaft ab. Wenn deren Qualität nicht weitgehend zu Ihrem Wesen passt, fällt es Ihnen schwer, sich in einer solchen Gemeinschaft zuhause zu fühlen. Gemeinschaft ist für Sie nicht alles. Sie beanspruchen einen Freiraum für den Rückzug zu sich selbst und Ihre Sensibilität macht Sie etwas wählerisch.
Denkbar ist, dass das Stück Zurückhaltung, das Sie praktizieren, nicht dem Schutz vor den Unachtsamkeiten anderer dient, sondern einem selbstgewählten Lebensstil, der der Tatsache Rechnung trägt, dass Ihnen die Reichhaltigkeit Ihres Innenlebens bzw. die Beschäftigung mit intellektuellen, künstlerischen oder spirituellen Themen spannender erscheint als die üblichen Themen, die in der Gesellschaft anderer zur Sprache kommen. Es kann gut sein, dass Ihnen das vertraute Gespräch mit einem guten Freund verlockender vorkommt, als munteres Plaudern auf der Party.
Vielleicht könnten Sie aber trotzdem überprüfen, wem gegenüber Sie sich deutlicher abgrenzen könnten, damit Sie im Gegenzug anderswo offener sind; sowohl für das, was andere Ihnen geben wollen als auch für das, was Sie sich von anderen nehmen könnten.
Rückzug oder Abgrenzung
Es gibt drei Möglichkeiten, um sich vor anderen zu schützen:
Mit dem schizoiden Muster wählt der Mensch den Rückzug. Keine Frage: Rückzug hilft. Aber der Preis ist hoch. Man muss auf all die Möglichkeiten verzichten, die nur die Gemeinschaft bietet. Der Schizoide meint oft, die Trauben, auf die er verzichtet, seien sowieso sauer.