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Seele und Gesundheit |
Es ist leicht herauszuhören: Verstand hat etwas Standpunkten zu tun und die Vorsilbe ver- zeigt an, dass Standpunkte verschoben werden.
Wenn Mathilde Lars versteht, können dafür zwei Konstellationen verantwortlich sein:
Tatsache ist, dass der Standpunkt des Betrachters darüber entscheidet, was er sieht. Tatsache ist auch, dass keines Menschen Standpunkt zu 100% dem eines anderen entspricht, weil jeder aufgrund seiner genetischen Ausstattung und seines biographischen Werdegangs einzigartig ist.
Wie das ver- in Verstand ankündigt, gehört die Verschiebung untrennbar zu seiner Funktion. Wer die Welt grundsätzlich nur aus einer Perspektive heraus betrachtet, mag einen Teil der Wirklichkeit erkennen. Wie viel er erkennt, ist aber immer weniger als das, was er erkennen könnte, wenn er Verschiebungen zuließe.
Man könnte nun meinen, es sei im Interesse eines Jeden, möglichst viel zu verstehen; und dass in der Folge die Bereitwilligkeit groß ist, abweichende Standpunkte einzunehmen. Selbst wenn das so ist, scheint das mancher nicht zu verstehen, oder nicht verstehen zu wollen.
Hier setzt ein, was man als Missbrauch des Verstandes bezeichnen kann. Statt mithilfe des Verstandes Einblicke aus verschiedenen Blickwinkeln zu riskieren, sucht man aus der einen Perspektive das Blickfeld bis in die letzte Fuge ab: um Argumente zu sammeln, die beweisen, dass ein anderer Blickwinkel nur völlig falsch sein kann.
Der Verstand wird öfter benutzt, um zu beweisen, was man glauben will, als um zu verstehen, was tatsächlich wahr sein kann.