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Seele und Gesundheit |
Das lateinische Wort für Gast = hospes ist mit dem für Fremdling und Feind = hostis verwandt. Das ist logisch. Als Gast betritt man ein Gebäude, wenn man nicht zum engsten Kreis derer gehört, die darin wohnen oder arbeiten. Selbst wenn der Gast ein guter Freund ist, gehört er aus Sicht der gastgebenden Gemeinschaft nur relativ dazu. Er bleibt gewissermaßen fremd. Fremd geht auf althochdeutsch fram = weiter weg, entfernt zurück.
Doch was hat der Gast mit dem Feind zu tun? Zweierlei:
Wer Fremde zu sich einlädt, sollte sich darüber Gedanken machen, ob das, was er aus seiner Speisekammer verschenken will, auf Dauer dem Appetit seiner Gäste genügen wird. Wenn nicht, sind Feindseligkeiten vorprogrammiert.
Kleine Kunst schmeichelt dem Ego des Künstlers. Große Kunst stellt Wirklichkeit dar. Sehr große Kunst sprengt die Vorstellung, dass die Wirklichkeit dargestellt werden kann.
Wie kann man den Begriff Zivilisation definieren? Bei einer Zivilisation handelt es sich um das soziale Gefüge einer großen Zahl von Individuen, die durch ihre spezifischen Interaktionen eine jeweils spezifische Kultur hervorbringen. Soziale Gefüge mit spezifischen Interaktionsmustern sind aber auch Wolfsrudel, Affenhorden, Termitenhügel und Wespennester. Trotzdem zögern wir, solche Sozialstrukturen bereits als Zivilisationen zu betrachten. Mit gutem Grund: Was den genannten Sozialstrukturen des Tierreichs nämlich fehlt, ist der Respekt vor dem Individuum. Im Umkehrschluss heißt das: Je weniger Respekt eine Kultur dem Individuum entgegenbringt und je mehr Druck sie auf es ausübt, sich an austauschbare gesellschaftliche Normen anzupassen, desto unzivilisierter ist sie.