Seele und Gesundheit

Gäste und Feinde


Das lateinische Wort für Gast = hospes ist mit dem für Fremdling und Feind = hostis verwandt. Das erstaunt ebenso wie es logisch ist. Als Gast betritt man ein Haus, wenn man nicht zum engsten Kreis derer gehört, die darin wohnen. Selbst wenn der Gast ein guter Freund ist, gehört er aus Sicht der gastgebenden Gemeinschaft nur relativ dazu. Insofern bleibt er fremd. Fremd geht auf althochdeutsch fram = weiter weg, entfernt zurück.

Doch was hat der Gast mit dem Feind zu tun? Zweierlei:

  1. Liebe geht durch den Magen. Feinde können zu Gästen werden, wenn man sie bewirtet. Vor derart gezähmten Feinden braucht man sich weniger zu fürchten, als wenn ihr Hunger sie ungestillt plagt.

  2. Gäste können aber auch zu Feinden werden; wenn sie mehr erwarten, als der Gastgeber zu geben bereit ist.

Wer Fremde zu sich einlädt, sollte sich darüber Gedanken machen, ob das, was er aus seiner Speisekammer verschenken will, auf Dauer dem Appetit seiner Gäste genügen wird. Wenn nicht, sind Feindseligkeiten vorprogrammiert. Am Ende gewinnen oft die Gäste.