Nachträgliche Bemerkungen
Langeweile ist ein mächtiger Faktor, der unterschiedliche Entwicklungen anstoßen kann. Langeweile ist Getriebenheit. Es ist viel Antrieb da, die unangenehme Situation zu verlassen, aber nur wenig Klarheit über den geeigneten Weg.
Im günstigen Fall stößt Langeweile explorative oder kreative Impulse an, die zu fruchtbaren Entwicklungen im Leben Betroffener führen.
Im ungünstigen Fall werden langfristig schädliche Verhaltensweisen ausgelöst, deren kurzfristige Wirkung darauf abzielt, das unangenehme Gefühl der Langeweile loszuwerden. Zum Beispiel:
Eine häufige Ursache der Langeweile sind Minderwertigkeitsbefürchtungen. Wem das eigene Dasein, so wie es ist, als nicht genug erscheint, dem gelingt es nur schwer, Zeiten zu ertragen, in denen nur wenig passiert. Es drängt ihn nach einer Zufuhr spannender Erfahrungen und gesteigerter Erlebnisintensität. Das empfundene Defizit an Eigenwert soll durch bereichernde Zufuhr von außen ausgeglichen werden. Fehlt die Gelegenheit dazu, wird das als entwertend empfunden und die Getriebenheit setzt ein.
Störung oder Unterbrechung
Unterbrechungen des Schlafes werden oft nur deshalb als Störungen empfunden, weil Langeweile aufkommt. Liegt man des nachts wach in Bett, ist oft nur wenig Interessantes zu erfahren. Es passiert nicht viel, außer im Kopf des Schlaflosen, sobald der die Erfahrung ereignisarmer Ruhe nicht annehmen kann, sondern sich aus empfundener Langeweile heraus gegen den Zustand sträubt. Dann füllt sich die Leere spontan mit irgendwelchen Themen, die sich im Geiste des Schlaflosen so wichtig machen, dass sie nicht zu vertreiben sind. Zu fragen ist, ob die Themen nur deshalb so wichtig erscheinen, weil sie die Themen von jemandem sind, der seine Unwichtigkeit nicht anerkennen will.
Das Ego will den Schlaf unterwerfen damit er seinen Zwecken dient. Der Schlaf hat aber seinen Sinn in sich. Wenn der Schlaf zu etwas dient, dann aus freien Stücken; nicht, weil irgendwer ihn dienstbar machen will. Dringend schlafen zu wollen, steht dem Schlaf meist im Wege. Nichts mehr zu wollen, lädt ihn ein.