Nachträgliche Bemerkungen
Gleichmut kann synonym zum Begriff Gelassenheit verstanden werden. Gleichmut ist ein wesentliches Merkmal seelischer Gesundheit. Während die normale Psyche auf das, was sie wahrnimmt, in der Regel parteiisch reagiert, bleibt die seelisch gesunde Psyche meist gelassen. Sie reagiert nur dann mit Nachdruck, wenn ein höherwertiges Gut infrage steht.
Parteiische Reaktionen auf Elemente der Wirklichkeit können in zwei Kategorien aufgeteilt werden.
Das parteiische Ich versucht sich das, was ihm persönlich vorteilhaft erscheint, anzueignen.
Das parteiische Ich versucht das, was ihm persönlich nachteilig erscheint, von sich zu stoßen oder abzuwerten.
Das gleichmütige Ich verbleibt in Anbetracht dessen, was ihm begegnet, untätig. Untätig heißt: Es greift weder zu noch wehrt es ab. Es verbleibt in einem Zustand reinen Beobachtens. Es versucht, das Wahrgenommene so zu erkennen, wie es ungeachtet seines persönlichen Interesses abläuft.
Übungen
Gleichmut schafft eine gesunde Distanz zur Welt und ihren Misslichkeiten. Das Gute ist: Man kann ihn erwerben. Was man dazu braucht, ist etwas Geduld und die Bereitschaft nach innen zu schauen, um Impulse zu erkennen, bevor sie in Taten übergehen.
Sie haben ein Smartphone? Es gibt alle naslang Töne von sich, die Sie dazu reizen, nachzuschauen, wer sich gemeldet hat? Nehmen Sie die Töne wahr. Schauen Sie nach innen. Spüren Sie dort Neugier? Drängt es Sie dazu, zu erfahren, wer Ihnen was zu sagen hat? Nehmen Sie den Drang, nachzuschauen, wahr, ohne ihn auszuführen. Erleben Sie Neugier, die einstweilen ungestillt bleibt.
Sie sehen etwas Schönes, was Ihnen nicht gehört? Schauen Sie nach innen. Gibt es da eine Begierde, sich das Schöne anzueignen? Spüren Sie Neid, weil das Schöne einem anderen, aber nicht Ihnen gehört? Sagen Sie sich: Was ich jetzt spüre, ist Begehren oder gar Neid. So ist das eben. Das ist nicht schlimm. Es hat keine große Bedeutung.