Nachträgliche Bemerkungen
Normalerweise ist das Bewusstsein an die Wahrnehmung von Objekten gebunden. Man ist sich dessen bewusst, was man sieht, hört, riecht, schmeckt oder fühlt. Auch Gedanken sind Objekte. Schließt man die Augen und sitzt in einer Stille, die kaum sinnliche Wahrnehmungen vermittelt, rücken Gedanken automatisch in den Fokus des Bewusstseins. Bei der Meditation wird der permanente Fluss flüchtiger Gedanken als störend empfunden. Die Aufdringlichkeit der Gedanken hat psychologische Gründe.
Die Bindung des Bewusstseins an Objekte gibt ihm Orientierung. Es weiß gewissermaßen, wo es ist. Ohne Bindung an wahrnehmbare Objekte fürchtet das bewusste Ich in einer unbestimmbaren Weite verlorenzugehen. Hier kann eine Parallele zur Agoraphobie vermutet werden. Das Ich hat Angst vor den Gefahren der Welt. Es klammert sich an etwas, das ihm vertraut erscheint und ihm Halt gibt: das kleine Repertoire der immer wiederkehrenden Themen seines persönlichen Horizonts.
Die Fokussierung auf Objekte macht das Ich zugleich unfrei. Es bleibt gebunden. Die Sicherheit, also die Befreiung von der Angst, die es durch die Bindung an Konkretes sucht, fesselt es zugleich an das Leid, das Kleinem inneliegt.
Die Befreiung vom Leid, die der Buddhismus als Erreichen des Nirwana bzw. des Nibbana (Pali - निब्बन) verheißt, kann als Ablösung des Bewusstseins von der Bindung an Objekte gedeutet werden. Beim befreiten Menschen ist die Begierde, sich an Objekte zu binden, erloschen. Das Bewusstsein erfährt sich als ungebunden und damit als nicht mehr ausgeliefert. Im Moment der befreienden Erkenntnis ist es sich nicht mehr irgendwelcher Objekte bewusst, sondern seiner selbst. Es erfährt, dass es selbst kein Objekt ist. Es gibt die Identifikation mit Objektivem auf.
Im Laufe des Lebens werden dessen Erscheinungsformen - mehr oder weniger richtig - erkannt. Aus jeder Erkenntnis entsteht ein Wissen, das von da ab dazu dient, weitere Erscheinungsformen, die im Bewusstsein auftauchen, schneller einzuordnen. Jedes Wissen ist ein Vorurteil. Es kann mehr oder weniger richtig sein, je nachdem wie genau die Erkenntnis der Wirklichkeit entspricht. Anders ausgedrückt: je reiner die Erkenntnis ist. Das heißt: je weniger sie durch irrige Vermutungen verfälscht wird.
Manuel weiß etwas über Australien. Sein Wissen ist weder vollständig noch entspricht es reiner Erkenntnis. Vermutlich wird es durch Vorstellungen verfälscht, die Manuel seinem Bild von Australien zugeordnet hat, ohne sich dessen bewusst zu sein. So glaubt er, das Verbreitungsgebiet des Beutelteufels erstrecke sich über ganz Australien. Tatsächlich lebt der Beutelteufel aber nur noch in Tasmanien. Immerhin: Manuel weiß, dass der Beutelteufel seinen Beutel nicht dazu benutzt, um darin seine Beute zum Bau zu transportieren.
Wissen wird im Körper abgespeichert. Mit dem Niedergang des Körpers kann es verloren gehen. Das Ich denkt: Ich weiß etwas. Ob das zutrifft, ist unklar. Es hängt davon ab, was das Ich ist. Insofern der Körper Ausdruck des Ich ist, stimmt der Satz. Vielleicht ist es aber so, dass nicht das Ich, sondern der Körper etwas weiß, und dass das Ich sein Wissen nur erkennt. Wie das Ich die Wirklichkeit deutet, hängt davon ab, als was das Ich sich selbst deutet.