Schlafmittel


  1. Grundsätzliche Regeln
  2. Medikamente zur Behandlung von Schlafstörungen
    1. 2.1. Intervalltherapie
    2. 2.2. Vorsichtsmaßnahmen bei älteren Patienten
Beachten Sie die Allgemeinen Hinweise über Psychopharmaka.

Entscheiden Sie über Psychopharmaka ausschließlich in Rücksprache mit Ihrem Arzt.

Alle Angaben ohne Gewähr.

1. Grundsätzliche Regeln

Schlafstörungen sind weit verbreitet. Dementsprechend ist die Nach­frage nach Einschlaf- und Durchschlafhilfen groß.

Vor dem Einsatz von Medikamenten sollte in beiden Fällen versucht werden, die Störung durch andere Mittel zu beheben.

2. Medikamente zur Behandlung von Schlafstörungen

Neben den frei verkäuflichen Substanzen kommen alle Psychopharmaka zum Einsatz bei denen eine schlaffördernde Wirkung bekannt ist. Je nach grundsätzlicher Diagnose gehören sedierende Antidepressiva und Neuroleptika ebenso dazu wie Tranquilizer und ihre Abkömmlinge (Benzodiazepin-Agonisten), Antihistaminika (Mittel gegen Allergien), Alkoholderivate, Pflanzenextrakte sowie körpereigene Substanzen, die in die Schlaf­regulation eingreifen.

Tabellarischer Überblick schlaffördernder Substanzen

Substanz Halb­wert­zeit (h) Bemer­kungen
Antidepressiva
Doxepin 8-30 Kein Suchtpotenzial. Gleichzeitig antidepressive Wirkung. Teils problematische Nebenwirkungen. Begleitende Laborkontrollen sinnvoll.
Trimipramin 10-20
Amitriptylin 20-40
Trazodon 4-8
Mirtazapin 20-40
Agomelatin 1-2 Melatonin-Agonist, ist als Antidepressivum zugelassen. Hersteller warnt vor Lebertoxizität.
Neuroleptika
Prothipendyl 4 Kein Suchtpotenzial. Teils problematische Nebenwirkungen. Auch zur Behandlung von Ängstlichkeit und Anspannung am Tage geeignet. Begleitende Laborkontrollen sinnvoll.
Chlorprothixen 8-12
Promethazin 8-15
Levome­promazin 15-40
Melperon 4-6
Pipamperon 3-15
Benzodiazepine (Auswahl)
Triazolam 2-3 Hohes Suchtpotenzial. Rascher Wirkverlust bei Daueranwendung. Gute Verträglichkeit. Bei älteren Patienten gehäuft paradoxe Reaktion (= Unruhezustand statt Schlafförderung)
Brotizolam 5
Lormetazepam 10-15
Oxazepam 5-15
Flunitrazepam 15
Bromazepam 15-25
Benzodiazepin-Agonisten
Zopiclon 5 Spürbares Suchtpotenzial. Gute Verträglichkeit. Je kürzer die Halbwertszeit desto geringer der Over-hang. Zaleplon ist in Europa nicht mehr erhältlich.
Zolpidem 1-3
Zaleplon 1
Antihistaminika
Doxylamin 8-10 Kein Suchtpotenzial. Wirken auch antiallergisch. Frei verkäuflich.
Diphenhydramin
Sonstige Substanzen
Melatonin 4 Körpereigene Substanz. Erst ab dem 55. Lebensjahr einzusetzen. Kaum Erfahrungen was potenzielle Langzeit­nebenwirkungen betrifft.
L-Tryptophan Gute Verträglichkeit. Verzögerte Wirksamkeit nach Tagen bis Wochen.
Chloraldurat 8 Alkoholderivat, Suchtpotenzial
Pflanzliche Mittel
Baldrian Kein Suchtpotenzial. Individuell sehr unterschiedliche Wirkstärke.
Hopfen
Passionsblume
Melisse
Barbiturate
Phenobarbital Wird wegen hohem Suchtpotenzial heute nicht mehr als Schlafmittel eingesetzt.

Die Halbwertzeit kann individuell erheblich von den angegebenen Orientierungswerten abweichen. Trotzdem ist sie ein wichtiges Kriterium bei der Wahl der Substanz. Bei rei­nen Einschlafstörungen greift man zu Mitteln mit kurzer Halbwertzeit. So ist gewähr­leistet, dass die dämpfende Wirkung nicht in den nächsten Tag hineinreicht.

Halbwertzeit

Zeit, die der Körper braucht, um die Hälfte einer Substanz auszuscheiden.

Agonist

Substanz, die einen Rezeptor stimuliert. Gegensatz zu Antagonist.

Rezeptor

Spezifische Stelle im Körper, an der eine Substanz ansetzt.

Over-hang (= Überhang)

Die Wirkung einer Substanz reicht über den gewünschten Zeitraum hinaus.

Bei Durchschlafstörungen wählt man eine Substanz mit mittlerer Halbwertzeit. Wenn auch eine Dämpfung von Unruhezuständen am Tage erwünscht ist, sind Substanzen mit längeren Halbwertzeiten Mittel der ersten Wahl.

2.1. Intervalltherapie

Der Vorteil der Antidepressiva und Neuroleptika liegt vor allem in der fehlenden Sucht­gefahr. Daher können sie bei chronischen Schlafstörungen eingesetzt werden; even­tuell über Jahre hinweg. Allerdings können bei beiden Gruppen andere Nebenwirkungen problematisch sein.

Bei Schlafstörungen ohne psychiatrische Begleitsymptomatik wird oft Zopiclon oder Zolpidem verordnet.

Wegen der Suchtgefahr greift man heute selten zu Benzodiazepinen und mehr zu Benzodiazepin-Agonisten, vor allem zu Zopiclon und Zol­pidem. Bei diesen ist die Suchtgefahr zwar spürbar geringer, aber dennoch zu berücksichtigen.

Da Schlafstörungen aber erst wirklich zum Problem werden, wenn sie chronisch sind, wird von Patienten oft eine langfristige Medikation auch mit Benzodiazepin-Agonisten gewünscht. Zur Verringerung der Suchtgefahr dienen Intervalltherapien

Festes Intervall Bedarfsintervall
Maximal vier-wöchige Phasen der Medikation und freie Intervalle von gleicher Dauer wechseln einander ab. Der Patient teilt sich maximal drei Tabletten pro Woche je nach Bedarf selbst ein.

2.2. Vorsichtsmaßnahmen bei älteren Patienten

Bei der Behandlung älterer Patienten mit Schlafmitteln ist ein erhöhtes Risiko für schwere Nebenwirkungen auch bei niedrigen Dosierungen zu beachten.

Wegen der genannten Risiken ist die Dosis bei älteren Menschen zu reduzieren.