Leere


  1. Leere oder Nichts
  2. Erfahrungen
  3. Gottesbilder
  4. Hinwendungen
Leere ist nicht nichts. Sie ist die Mög­lichkeit etwas zu enthalten. Sie birgt und setzt aus.

Ich bin ich selbst, wenn ich weder glaube, dass ich etwas Bestimmtes bin, noch dass ich etwas werden soll.

1. Leere oder Nichts

Leere ist der Hintergrund von allem. Zugleich ist sie eine seelische Erfah­rung. Leere wird unterschiedlich erlebt. Der eine schreckt vor ihr zurück, der andere empfindet sie als eine Befreiung aus jeder Angst. Die Qualität der Erfahrung hat sowohl für die seelische Gesundheit als auch für das spiri­tuelle Erleben erhebliche Bedeutung.

Leere ist weder ein Etwas noch ein Nichts. Das Nichts ist eine intellek­tuelle Spekulation. Wenige Überlegungen machen klar, dass das Nichts nur als intellektuelle Spekulation existieren kann. Das Nichts setzt einen Intellekt voraus, der es sich vorstellt.

Nihilismus

Nichts (lateinisch nihil) taucht im Begriff Nihilismus auf. Üblicherwei­se wird damit kein philosophisches Konzept bezeichnet, das davon ausginge, dass es eigentlich nichts gibt. Auch der Nihilist glaubt, dass es etwas gibt. Er glaubt jedoch, dass all dem, was es gibt, kein Sinn inneliegt, sodass alles mensch­liche Tun zuletzt sinnlos und jeder Wert im Grunde Illusion ist. Tatsächlich setzt aber auch der Nihilist Sinn voraus. Wer der Wirklichkeit Sinn abspricht, geht davon aus, dass es Sinn macht, ihn ihr abzusprechen.

Nihilis­mus kann als Trotz verstanden werden. Der Nihilist spricht der Wirklich­keit Sinn ab, weil er sich darin gefangen fühlt. Indem er ihren Wert verneint, versucht er sich von ihr zu befreien. Man kann sich aber nicht von der Wirk­lichkeit befreien, sondern nur zur Wirklichkeit. Sinn ist die Verwirklichung von Freiheit.

Reine Leere ist die Abwesenheit von etwas. Ein Etwas ist ein Geformtes, das als Form erkennbar und von anderen Formen zu unterscheiden ist. Formen werden vor verschie­denen Hintergründen wahrgenommen:

Raum, Stille und Bewusstsein sind drei Erscheinungsfelder der Leere. Formen gehen aus ihnen hervor und lösen sich darin auf. Hinter allem, was es gibt, steht zugleich die Leere, die es enthält. Leere wird durch Inhalt nicht beseitigt, sondern nur gefüllt. Als spirituelle Schlüsselerfahrung gilt, der Leere ohne Inhalt gewahr zu werden. Inhalte können unterschieden werden. Wird Leere nicht mehr durch Inhalte verdeckt, wird nicht mehr unterschieden. Das Erfahrende erfährt, dass es vom Erfahrenen ungeschie­den ist.

2. Erfahrungen

So wie Leere der eine Hintergrund ist, vor dem verschiedene Formen erkennbar werden, so bilden Formen Vordergründe, hinter denen die eine Leere liegt. Da Leere formlos ist, ist sie grenzenlos. Da sie keine Grenze hat, erstreckt sie sich in sämtliche Formen hinein und durch sämtliche Formen hindurch. Das persönliche Erleben der Wirklichkeit wird entscheidend davon mitbestimmt, wie man auf die Erfahrbarkeit der Leere reagiert. Die meisten Menschen fürchten die Leere. Nur wenige begegnen ihr gelassen. Noch weniger suchen danach.

Reife und Konkretismus

Je unsicherer eine Person ihrer selbst ist, desto zwingender erlebt sie das Bedürfnis, Sicherheit in festgefügter Zugehörigkeit zu finden. Die Angst vor der Leere wird durch konkrete (lateinisch: concres­cere = zusammenwachsen) Identifikationen gebunden. Konkret sind die eigene Leiblichkeit, zwischenmenschliche Beziehungen sowie Gruppen­zugehörigkeiten. Konkret sind aber auch unverrück­bare Wertvorstellungen und Weltanschauungen.

Erst mit zunehmender Reife wird man fähig, sich von den Verwachsungen loszusagen, die Burg und Käfig in einem sind. Erst dann wird man vor der Leere nicht mehr flüchten; sondern sie als Befreier aus der Verlorenheit in die Welt zufälliger Formen feiern. Leere zeigt der Form, dass sie nicht nur anderen Teilen, sondern der Einheit angehört.

2.1. Psychologischer Grundkonflikt
Wenn ich unverrückbar zu wissen glaube, wie die Dinge sind, betäubt mein Glaube den Zweifel. Oft ist der Mensch lieber in dem gefangen, was Sicherheit verspricht, als in Ungewissheit frei.

Ob man mit Angst oder Gelassenheit auf Leere reagiert, hängt von zweierlei ab:

  1. davon, wofür man sich hält.
  2. davon, woran man sich hält.

Das Wofür und das Woran sind zwei Anker, durch die man sein Selbstbild festlegt.

Das Wofür begründet die primäre Identifikation. Beim Wofür handelt es sich um Teile der Wirklichkeit, die man innerhalb des eigenen Wesens lokalisiert und denen man Teile außer­halb des Wesens gegenüberstellt.

Das Woran begründet die sekundäre oder stützende Identi­fikation. Beim Woran handelt es sich um Urteile, die man für richtig hält.

Kriterien, an denen das Selbstbild verankert wird, vermitteln ein Gefühl der Sicherheit. Man weiß, was man ist und wo man hingehört. Die Festlegung der eigenen Identität spielt bei der Regulation des Zugehörigkeits-Selbstbestimmungs-Konflikts eine wichtige Rolle.

Gestaltpsychologie

Die Formlosigkeit des Geistigen ist dem Geist nicht geheuer. Daher hat die Psyche den Drang, Formen zu entwickeln, anzunehmen, auszufüllen und zu vollenden. Statt von der Form spricht die Psychologie auch von der Gestalt. Aus der Angst vor der Leere begünstigt die Psyche Strukturen, die keiner Sache dienen, sondern zum Ausdruck bringen, wie sehr sie sich vor Freiheit fürchtet.


Deutsches Wesen

Die deutsche Politik steht im Ruf, mehr als die anderer Länder Regelwerke hervorzubringen, in deren Verästelungen sich selbst Entfesselungskünstler mit mehrfacher Navigationsgeräteausstattung unentrinnbar verheddern können. Auch das ist Ausdruck der German Angst. Sie will der Leere keinen Spielraum lassen, in dem sich erschreckende Freiheiten entwickeln könnten.

Festlegung bedeutet, an bestimmten Formen festzuhalten. Dieser Form - und nicht etwa einer anderen - wird eine besondere Bedeutung zugewiesen. Da Leere formlos ist und somit den Bestand jeder Form übersteigt, wird sie umso mehr gefürchtet, je mehr man das Bild des eigenen Wesens an Formen festmacht.

Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und die Erfahrung der Leere

Zugehörigkeit vermittelt ein Gefühl der Sicherheit. Das Bedürfnis danach ist tief in der Psyche verankert. Das ist verständlich. Der Mensch kommt hilflos zur Welt. Ohne eine schützende Person kann ein Kind nicht überleben.

Das Bedürfnis, sich an eine Mutter zu binden, verschiebt sich im Laufe des Lebens auf verschiedene Objekte: Teddybären, Freunde, Partner, Besitz, Reichtum, Positionen, Meinungen, Mitgliedschaften, Glaubenssätze, Regeln, Ruhm, Erlebnisse, Erwartungen, Planungen, Projekte, Aufgaben, Ziele, Wertvorstellungen, Selbstbilder. Wir klammern uns an alles, was uns Sicherheit verspricht.

Wie sehr man sich an Erwartungen klammert, erkennt man, wenn die Dinge wieder einmal anders laufen, als man es erwartet hatte. Statt loszulassen und mit dem Strom des Lebens fortzugehen, verteidigt so mancher seine Erwartungen wie ein wildes Tier.

Leere ist die Abwesenheit von etwas, dem man angehö­ren könnte. Weil er fürchtet, darin verlorenzugehen, schreckt der Mensch davor zurück. Wer aber erkennt, dass er selbst die Leere ist, findet in ihr die höchste Sicherheit.

2.2. Symptome

Leere ist Hintergrund jeder geformten Wirklichkeit. Daher erfährt man sie auf Schritt und Tritt. Sie ist sowohl mittelbar, also durch sinnliche Wahrnehmung, als auch unmittelbar als freier Bewusstseinsraum erfahrbar. Man findet sie beim Blick nach außen ebenso wie beim Blick nach innen. Wir begegnen ihr als Raum, Himmel, Stille, Einsamkeit oder Langeweile.

Je beharrlicher wir nach der Form Ausschau halten, die wir jenseits bloßer Körperlichkeit sind, desto flüchtiger erscheinen uns die Inhalte des Bewusstseins. Gedanken tauchen auf und verschwinden. Gefühle und Stimmungen schwanken wie Gras im Wind. Bestimmte Impulse erscheinen uns heute bezwing­end. Schon morgen sind die gleichen Impulse bedeutungslos. Wenn wir nach unserem Wesen fragen, ist der Hinweis auf Gedanken, Gefühle und Impulse keine Antwort, da nichts von dem, was nur erscheint, wesentlich sein kann. Wenn man sich beim Blick nach innen nicht vom Flüchtigen aufhalten lässt, kommt man bei einer Leere an, die alles enthalten kann, aber nichts davon ist.

Glück und Unglück hängen davon ab, ob man Leere fürchtet oder schätzt. Fülle macht den Körper, Leere macht die Seele satt.

Der Reifegrad einer Person bezüglich des psychologischen Grundkonflikts, bestimmt ihre Reaktion auf die Erfahrung der Leere. Viele dieser Reaktionen gehen fließend in Verhaltenssymptome über, die die Psychiatrie als Zeichen seelischer Erkrankungen beschreibt. Gemeinsamer Nenner dieser Symptome ist ihre Funktion: Der Erfahrung der Leere aus dem Wege zu gehen.

Abwehrmechanismen gegen die Erfahrung der Leere

Kleine Fluchten...

...und schwere Leiden


2.2.1. Geschäftigkeit

Ein häufiges Abwehrmuster gegen die Erfahrung der Leere ist ständige Geschäftigkeit. Indem man immer etwas angeht, etwas zu erledigen hat, mit Zielen und Projekten beschäftigt ist, bindet man die Aufmerksamkeit an eine Folge unterschiedlicher Formen. Durch Geschäftigkeit weist man beliebigen Formen eine besondere Bedeutung zu: mit der eigenen Person in Beziehung zu stehen. Den wechselnden Formen ist dabei eins gemeinsam. Die Bedeutung, die man ihnen heute beimisst, hat man morgen vergessen.

Hektisches Fieber

So nannte man früher ein Symptom der Schwindsucht. Heute hat man den Ein­druck, dass das öffentliche Leben vom hektischen Fieber befallen ist. Es wimmelt von unvollendeten Baustellen, unaus­gegorenen Reformprojekten, unnützen Verwaltungs­vorschriften und unermüd­lichen Wachstums­bemühungen. Ob hinter all dem nicht auch ein Mangel an echtem Inhalt wirkt, der das Leben in einen Sinn zentriert?

Statt den Verfall der Form zu Leere zuzulassen und damit die Rückkehr aus dem Bedingten ins Absolute, schlüpft man aus Furcht vor der Entbindung in immer neue Kleider.

Motive der Geschäftigkeit


Geschäftigkeit ist eine Maske der Angst. Bloß nicht ausgesetzt sein in der Leere! Sich lieber in die nächste Form ergießen, in der man ein Weilchen Deckung findet! Wer sich von Geschäftigkeit in immer neue Häfen treiben lässt, in denen er nicht zuhause ist, kann nicht lernen, frei zu sein.

Das große Glück liegt in der Leere, das kurze in ihrem Inhalt.
2.2.2. Überdruss

Je mehr Dinge der Mensch zu produzieren im Stande ist, desto mehr führt die Flucht aus der Leere in den Überfluss. Je schneller es geht, aufkommende Bedürfnisse zu erfüllen, desto kürzer befriedigt ihre Erfüllung ein grundsätzliches Unbehagen, das durch stets wachsenden Wohlstand nicht zu beseitigen ist. Das Unbehagen ist Resultat einer Verkennung.

Das Selbst ist Raum, die Person ist sein Inhalt. Je einseitiger man sich für den Inhalt hält, desto mehr ist man von der Idee besessen, das Glück liege darin, Inhalte zu vermehren und Räume zu füllen. Statt durch immer neue Inhalte aber satt zu werden, führt Überfülle in den Überdruss. Nicht dass Inhalte bedeutungslos wären und dass man sich nicht an ihnen erfreuen könnte. Die Freude am Inhalt ist aber nur zu erleben, wenn der Inhalt nicht überhandnimmt, und er aus der Leere heraus erkannt werden kann. So kommt es, dass Äpfel, die man täglich zu essen bekommt, schwerer zu genießen sind als ein einziger, den man mühsam ergattert.

Ein großer Teil der Unzufriedenheit, die den modernen Menschen dazu antreibt, immer mehr Inhalte vom Leben zu verlangen, ist der Überdruss an genau dem Überfluss, den er als untaugliches Heilmittel gegen jedwede Unzufriedenheit hervorbringt. Im Begriff Überdruss steckt die indoeuropäische Wurzel treu-d = quetschen, stoßen, drücken. Das Viele, das das Unbehagen beseitigen soll, beseitigt stattdessen den Raum, in dem die Leichtigkeit des Glücks zu spüren wäre. Glück kann nur erscheinen, wenn man den Raum nicht vollstopft, in dem es erscheinen könnte.

3. Gottesbilder

In Wirklichkeit bin ich Leere.
In Möglichkeit bin ich Fülle.

Leere ist formlos, zeitlos, unzerstörbar. Viele spirituelle Traditionen betrachten sie als unerschöpflichen Ursprung aller Formen und Erscheinungen der Welt. Da sie formlos ist, kann man kaum über ihr Wesen streiten. Traditionen, die Leere als Urgrund der Wirk­lichkeit sehen, geraten nur selten aneinander. Solche, die dem Urgrund Formen zuord­nen, tun es ständig.

Man kann von der Leere als Erfahrung sprechen, ohne sich der Erfahrung zu stellen. Das Wort leer ist nicht dasselbe wie die Leere, die keiner Verfügbarkeit zugänglich ist. Das Wort ist ein Etwas, das man handhaben kann. Leere als Gott zu betrachten, ist Widerspruch. Man kann aber darauf verzichten, es mit etwas anderem zu tun.

Das Desinteresse an religiösen Themen braucht im Jenseits ebenso wenig bestraft zu werden wie der Spott über religiöse Vorstellungen, der von manchen als gott­los bezeichnet wird. Schon im Diesseits hat religiöses Desinteresse unerfreuliche Folgen. Der Desinteressierte führt ein Leben, dem etwas fehlt: der Glaube an oder die Erkenntnis eines Absoluten, das die Bedeutung diesseitigen Leides neben etwas Großem klein erscheinen lässt.

Ein Ich ist das, innerhalb dessen sich alles befindet, was es ausmacht. Nur was über die Grenzen der Person hinausgeht, kann ihr Selbst sein.

Traditionen, die die Leere als grundlegend betrachten, sind in der Minderzahl. Die meisten wenden sich nicht der Leere zu, sondern Bildern, die sie stattdessen zu Göttern erklären. Das Bedürfnis nach Sicherheit verleitet sie, sich das Heilige als mächtige Person zu denken, die Schutz verheißt, Erwartungen hat, Lohn verspricht und mit Strafen droht. Solche Bilder sind konkretistisch. Sie entsprechen dem Umstand, sich selbst als ein Etwas zu sehen und dem Bedürfnis, den Bestand dieses Etwas um jeden Preis zu sichern.

Der Glaube an eine Gottesperson ist nicht nur Suche nach dem Abso­luten. Sie ist auch Flucht davor. Weil sich das Ego in der Unendlichkeit zu verlieren droht, klammert es sich an die begreifbare Vorstellung eines mächtigen Ebenbilds und erklärt die Unbeirrbarkeit, genau das zu tun, zum Garanten seines Überlebens. In Wirklichkeit ist alles, was bestimmte Eigenschaften hat - so auch ein Gottesbild - aber nur ein Etwas, das wie jedes andere Etwas kommt und geht. Ein echter Anker ist es nicht.

Geformte Gottesbilder verfehlen das Wesen des Unbedingten, weil jede Form eine Bedingung ist, die das Geformte zu erfüllen hat, um das zu sein, was es ist. Wer glaubt, eine Gottesperson stehe dem Menschen gegenüber und verlange von ihm dies oder das, hat das Unbedingte missverstanden. Er hat ihm objektive Eigenschaften zugeordnet und es damit auf den Rang einer bloßen Erscheinung herabgesetzt. Auch wenn man das Absolute ausdrücklich als Subjektivität betrachtet, geht man in die Irre, sobald man es als ein Subjekt beschreibt, dem andere Subjekte gegenüberstehen.

Ichlosigkeit

Der Begriff Leere (Sanskrit शून्यता = ⇗Shunyata) ist in der buddh­istischen Religionspraxis von zentraler Bedeutung. Shunyata verweist auf die Auffas­sung, dass keinem der zusammengesetz­ten Erscheinungen der Wirklichkeit ein eigenständiges, also sepa­rates Selbst innewohnt. Da auch die Person eine Erscheinung ist, die aus Bestandteilen besteht, ist sie, was ein Ich betrifft, eigentlich leer.

Der Begriff Ich verweist auf ein Muster bestimmter Eigenschaften, die es unterscheidbar machen. Eigenschaften sind objektive Kriterien. Da das Absolute kaum als ein Etwas mit objektiven Eigenschaften aufgefasst werden kann, ist der Begriff der Leere besser als der des Ich geeignet, auf jenen Urgrund der Wirklichkeit zu verweisen, der der Person zugrundeliegt. Das Selbst kann nur als ein Ich verstanden werden, das das Du nicht aus sich ausschließt.

4. Hinwendungen

Leere ist formlos, zeitlos, unzerstörbar. Sie ist unerschöpfliche Möglichkeit. Die Flucht vor der Leere ist eine Quelle seelischen Leids, das sich bei Unzähligen zu psychischer Krankheit verdichtet.

Während die Flucht vor der Leere krank macht, ermöglicht Hinwendung das normale psychische Befinden in seelische Gesundheit umzuwandeln. Seelische Gesundheit geht weit über psychische Normalität hinaus. Während Normalität ein Rollenspiel ist, in dem man mehr oder weniger Erfolg hat, öffnet seelische Gesundheit den Zugang zum vollständigen Potenzial des Lebens. Die Hinwendung zur Leere kann in zwei Stufen erfolgen: durch Wahrnehmung und Des-Identifikation.

Des-Identifikation
Das Selbst kann sich nicht mit der Leere identifizieren; weil es selbst bereits Leere ist. Identifikation heißt Gleichmachung (lateinisch: idem = gleich und facere = machen). Was identisch ist, kann nicht gleichgemacht werden. Vielmehr findet das Selbst zu sich, wenn es sich aus jenen Identifikationen löst, in denen es sich auf der Suche nach Sicherheit verloren hat.